▶︎ Wir erinnern uns an dieses Bild: Ein schon gebückter Papst Johannes Paul II. geht an der Seite von Helmut Kohl durch das Brandenburger Tor. Das war sieben Jahre nach dem Fall der Mauer. So lange wollte der Papst warten. Es sollte kein Triumph sein, nur eine Sehnsucht erfüllt.
▶︎ Durch den danebenliegenden kleineren Torbogen ging der damalige Pressesprecher des Papstes, Joaquin Navarro-Valls: „Johannes Paul wollte extra diese Schritte frei gehen, ohne seinen Stock. Daher mußte ihn der Kanzler stützen“, sagte Navarro am Montag, 9. März, in Berlin. Vor gut 500 Gästen sprach er im Atrium der Deutschen Bank über „Päpste der Moderne“. Eingeladen hatte das Feldmark-Forum, eine Initiative von Freunden des Opus Dei in der Hauptstadt.
▶︎ Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Über Worte und Bilder ging es an diesem Abend. Denn unsere Worte, unsere Begriffe sind nicht mehr eindeutig, so die erste These Navarros. Das habe Johannes Paul gesehen. Gott, Ewiges Leben, Gewissen, Seele, Ehe, Familie, Sexualität, - die Schlüsselbegriffe menschlicher Existenz sagen nicht mehr allen Menschen dasselbe. Damit fehlt ein gemeinsames Begriffsystem, ein gemeinsames Wörterbuch.
▶︎ Dieser Herausforderung hat sich der Philosoph Johannes Paul gestellt. In 13 Rundschreiben versuchte er zu erklären, warum Gott der Bezugspunkt für den Menschen ist. Denn wenn Gott irrelevant ist, wird der Mensch zum Bezugspunkt seiner selbst. Das Ergebnis ist ein großes Fragezeichen.